bei dem wir uns mit dem Ausdruck oder Sprichwort  „Das Gras wachsen hören“ beschäftigen wollen. Woher kommt dieser eigentlich?   Da hinter jedem Zitat eine wahre Geschichtesteckt, haben wir uns auf Spurensuche begeben.

Wenn jemand etwas kann, was eigentlich unmöglich ist, muss eine göttliche Gabe sein. Denn wer kann schon wirklich das Gras wachsen hören? So dachten früher jedenfalls die Skandinavier. Für sie war Heimdall der Gott mit den übersensiblen Antennen, der hören konnte wie das Gras auf der Erde und die Wolle auf den Schafen wächst. Im 13. Jahrhundert wurde er im Buch Edda verewigt.

Die Edda war das Liederbuch des 13. Jahrhunderts. Sie umfasst zwei Werke, die ältere und die jüngere Edda. Beide wurden im christianisierten Island niedergeschrieben. Die Edda beinhaltet aber keine Texte. Es sind vielmehr Lieder, die als Sammlungen in der Edda zusammengefasst wurden. Einige der Lieder befassen sich mit germanischen Helden – so zum Beispiel dem Hunnenkönig Attila, der auch im Nibelungenlied vorkommt. Die heldensaglichen Lieder sind – wie auch das Nibelungenlied – an Personen der Völkerwanderung geknüpft.

Einer der Götter, die in der Edda besungen werden, ist der Licht- und Schutzgott Heimdall. Er war ein Sohn Odins und war Hüter der Regenbogenbrücke, die die Welt der Götter mit der der Menschen verband. Da er „weniger Schlaf als ein Vogel benötigte, (..) bei Nacht wie bei Tag hundert Meilen weit sieht und (..) das Gras auf der Erde und die Wolle auf den Schafen wachsen hört“, war er genau der richtige für den Job.

Die Forschung von Heute

Während Heimdall wegen seiner göttlichen Eigenschaften das Gras wachsen hören konnte, mussten sich Wissenschaftler der Universität New York der Hilfe von speziellen piezoelektrischen Kontaktmikrofonen bedienen, um zum gleichen Ergebnis zu kommen. Diese Art von Mikrofonen können Druckschwankungen in der Luft in entsprechende elektrische Signale umwandeln und hörbar machen. Ursprünglich geht diese Funktionsweise auf eine Beobachtung von Pierre Curie zurück, der als 20 jähriger schon 1880  feststellt hat, dass sich beispielsweise bei Quarzkristallen die elektrische Ladung verschiebt, wenn man sie zusammendrückt.

Das Forscherteam um Douglas Cook von der New York University hat diesen Effekt 2016 genutzt, um das Wachsen von Maisstengeln hörbar zu machen. Wenn sich die Pflanze ausdehnt, kommt es zu Mikro-Brüchen. „Materialbruch ist wie ein mikroskopisches Erdbeben: Die plötzliche Freisetzung von inneren Spannungen sendet Schallwellen, die in alle Richtungen ausstrahlen“, erläutert Cook. Diese Wellen konnten von diesen speziellen Mikrofonen wahr genommen  werden. Und da Mais zu der Familie der Poaceae, der Süßgräser, gehört, konnte man durchaus sagen, dass Menschen erstmals das Gras wachsen hören konnten.

Die Bedeutung heute

Wer ohne ein solches hochspezialisiertes Mikrofon im übertragenen Sinn das Gras wachsen hört, gilt als ein sehr sensibler Mensch, der Vorzeichen und Vorboten erkennt und diese deuten kann. Er gilt als sehr aufmerksam und zukunftsgewandt. Er kann Dinge deuten, die anderen verborgen bleiben.